WM in Quatar:  Es reicht nun mit dem  Überbietungswetteifer der Ankläger

 Ob Quatar der richtige Austragungsort für eine Fußballweltmeisterschaft ist, kann man fragen. Die Menschenrechtsverletzung im Emirat muss man nicht wortlos hinnehmen. Aber die Entscheidung für Quatar ist gefallen und bei Kritik  kommt es auf den Ton an. Und den verfehlen deutsche Lobbyorganisationen, Medien und  Funktionäre. Nach monatelanger Anklage Qutars reicht es! Schluss mit dem Überbietungswetteifer der Ankläger!

Täglich wird  die Situation von queeren Menschen in Quatar beklagt. Dazu die Klage über die schlechten Arbeitsbedingungen der Gastarbeiter und die Unterordnung der Frauen unter die Männer. Deutschland kritisiert nicht nur, sondern klagt das Land an und stellt es vor der Weltöffentlichkeit bloß. Die Quataris sind darüber erschüttert und beklagen die Heuchelei  Deutschlands.

Firmen wie die Deutsche Bahn und Siemens haben am Bau der Infrastruktur für die WM gut verdient, Deutschland erbettelte sich einen langfristigen Gasvertrag, Deutsche machen gerne Urlaub im Wüstenland und der Deutsche Fußball Bund stimmte als Mitglied des Weltfußballverbandes der WM in Quatar zu. Und nun beginnt die WM und Deutschland schlägt dem Land sozusagen erst einmal täglich in die Fresse. Die Medien fordern vor Ort  Provokationen, Politiker kündigen ihren Boykott des Besuchs der Spiele an. Ruppig und grell rufen Lobbyorganisationen zum Boykott auf und wollen den Freunden des Festes der Völkerverständigung ein schlechtes Gewissen einreden.

Das herrschaftliche Auftreten Deutschlands ist in Afrika und Asien bekannt. Deutschland sieht sich gerne als Richter fremder Kulturen und alternativer politischer Systeme. Würde die arabische Welt sich das gleiche Recht herausnehmen wie Deutschland,  zu einer Sportveranstaltung anreisen und diese  als Gelegenheit  nehmen, das Gastgeberland zu demütigen, könnten die Araber Deutschland als gottlos und ungläubig anklagen, am besten mit Armbinden bei den Spielen. Die Deutschen wären empört.  Nun erwidern  die Deutschen: Aber es geht ja um universale Menschenrechte und sehen sich einmal mehr als die Guten. Der Blick in die Welt zeigt, dass Westeuropa eine singuläre Einstellung zu queeren Menschen hat, fast überall in der Welt wird diese Gruppe nicht als gleichwertig angesehen. Menschenrechte werden unterschiedlich interpretiert.

Die Gastarbeiter sind freiwillig im Land. Wenn sie ihre Arbeit antreten, wissen sie, was sie tun, wie hart die Arbeitsbedingungen in der Hitze auf Risikobaustellen sind. Ich habe in den Vereinigten Arabischen Emiraten mir mehreren gesprochen. Sie sagten mir, dass sie ihre Chance nutzen wollen, um so viel Geld zu verdienen, sich danach im Heimatland selbständig  machen zu können. Es ist richtig, für die Rechte der Gastarbeiter einzutreten wie internationale Gewerkschaften das am Golf  tun, aber eine Gleichsetzung mit europäischer Sklaverei ist maßlos überzogen. Und zu „übersehen“, dass  auch osteuropäische Arbeiter in deutschen Schlachbetrieben ausgebeutet werden und in jämmerlichen Baracken hausen ist an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten.

Die Frauen am Golf leben unter dem Patriarchat, ja, und haben trotzdem  Möglichkeiten der Entfaltung. Sie studieren, sie arbeiten nahezu in allen Berufen, tragen als Muslime aus Überzeugung das Kopftuch, nur eine Minderheit protestiert. Da sie auch am Golf mittlerweile bessere  Studienabschlüsse erreichen als die Männer, ist zu erwarten, dass ihre Rechte in der Gesellschaft in den nächsten Jahren zunehmen werden. Die Meisten von ihnen sagen selbstbewusst, dass ihr Land keine Kopie des Westens werden soll.

Medien zeigen wenig Interesse zu differenzieren, sie  emotionalisieren, zu skandalisieren, wollen Aufmerksamkeit – und es geht immer  um Aufmerksamkeit. Deutsche Politiker und Funktionäre können manchmal dem Druck von Medien und Lobbygruppen nicht wiederstehen und unterwerfen sich. Für Deutschland ist das wirtschaftlich riskant. China ist am Golf präsent und schließt im großen Stil Handelsverträge ab. China demütigt Quatar nicht. Durch unser aggressives und anklägerisches  Auftreten  laufen wir Gefahr, die Region als Handelspartner zu verlieren. Deshalb meine ich: Kritik in maßvoller Weise, ja, als verächtliche Daueranklage , nein!

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Herbert Brüdt: Am deutschen Wesen soll die Welt genesen

Du hast völlig recht, es ist beschämend.Es ist ja nachgewiesen, dass Deutschland die Fußball WM auch gekauft hat, Korruption nennt sich in Germany Lobbyismus.Die Reaktionen sind um Jahre verspätet.

Am deutschen Wesen soll die Welt genesen, hatten wir doch schon mal.Das Saudi Arabien die Austragung der Winterspiele Ende der 20iger Jahre ausführt, geht völlig unter. Seltsam, dass die Emanzipation der Frauen im Iran und in Katar mit einem Mal von derartig großer Bedeutung sind. In Abu Dhabi,Pakistan,Saudia Araien  ist es dagegen schlimm.

Aber Iran und Katar gehören zu den ganz Bösen. Aber vielleicht wird es verständlicher, da beide Schurkenstaaten so ziemlich als einzige Stellung gegen die Völkerrechtsverletzungen, Kriegsverbrechen und Vergehen gegen die Menschenwürde in Israel beziehen.
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Heide Heiß: Menschenrechte werden nach den Interessen der Mächtigen interpretiert

Hallo Volker, mit manchem bin ich einverstanden, mit anderem nicht. Ich fasse mich kurz und zitiere 2 Sätze, die mich sehr gestört haben:
„Der Blick in die Welt zeigt, dass Westeuropa eine singuläre Einstellung zu queeren Menschen hat, fast überall in der Welt wird diese Gruppe nicht als gleichwertig
angesehen.“ Wenn eine Gruppe von Menschen „fast überall in der Welt“ als nicht gleichwertig angesehen wird, darf das dann darum nicht mehr kritisiert werden?
(Auch Frauen sind fast überall in der Welt noch nicht wirklich gleichgestellt. Wird diese Tatsache dadurch etwa richtig oder nicht mehr zu kritisieren?)
Menschenrechte werden unterschiedlich interpretiert.“ – ja, leider, je nach Interessen der jeweils Mächtigen würde ich sagen.

Die Gastarbeiter sind freiwillig im Land. Wenn sie ihre Arbeit antreten, wissen sie, was sie tun.
Das finde ich zynisch. Wie „freiwillig“ jemand eine Arbeit annimmt, die seine Gesundheit oder gar sein Leben ruiniert, möchte ich gerne wissen. Auch, dass alle, die notgedrungen für eine lange Zeit ihr Heimat, ihre Familien verlassen, um 12 oder mehr Stunden in sengender Hitze zu schuften und danach in menschenunwürdigen Unterkünften zu hausen, vorher wissen, was auf sie zukommt, möchte ich bezweifeln.
Ich hoffe auf eine heftige Diskussion!

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Jürgen Bornholt: Gutmenschengehabe

Hast Recht!

Ist halt das typisch grüne Gutmenschengehabe, das andere Lebensentwürfe nicht zuläßt und Allwissenheitsanspruch bekundet.